Herausgeber: Prof. Dr. Harald Bodenschatz, Prof. Dr.-Ing. Barbara Schönig

ISSN 2191-0472

Städtebau und Architektur formen jeden Schritt unseres Alltags. Sie eröffnen Spielräume, schränken sie aber auch ein. Über Städtebau und Architektur entscheiden traditionell wenige – Eigentümer, Unternehmer, Politiker, Verwaltungsleute. Sie entscheiden im Rahmen der gegebenen gesellschaftlichen Verhältnisse und nach ihren Interessen und Fähigkeiten, und das trotz demokratischer Strukturen keineswegs immer zur Zufriedenheit der Bevölkerung. Städtebau und Architektur werden heute mehr und mehr zum Gegenstand breiter gesellschaftlicher Auseinandersetzung. Dies verändert wiederum die Entscheidungsprozesse. Das ist grundsätzlich zu begrüßen. Denn gesellschaftliche Auseinandersetzungen sind notwendig – gerade angesichts der aktuellen dramatischen Herausforderungen an Städtebau und Architektur.
Wir alle wissen: Unsere Städte sind einem tief greifenden wirtschaftlichen und sozialen Wandel ausgesetzt. Die mehr oder weniger präzisen Stichworte dieses Wandels sind: Klimawandel, Energieknappheit, Globalisierung, Alterung der Gesellschaft, zunehmende soziale Ausdifferenzierung, abnehmende Ressourcen der öffentlichen Hand, partielle Schrumpfung der Städte. Zentrale Merkmale der Industriegesellschaften der Nachkriegszeit wie relativ kurze Ausbildungszeiten, klar definierte Lebensstile bestimmter Altersgruppen, stabile Arbeitsplätze, ein bestimmter Tagesrhythmus, ein bestimmter Jahresrhythmus, langfristige Partnerverhältnisse, eine feste Verortung in politische und soziale Institutionen, vergleichsweise stabile Einnahmequellen der öffentlichen Hand, niedrige Energiepreise usw. sind im Verschwinden begriffen. Doch was diese Änderungen für Architektur und Städtebau im Detail bedeuten, ist alles andere als klar. Was ist nachhaltige Architektur, nachhaltiger Städtebau? Was sollen Städtebau und Architektur für die Gesellschaft künftig leisten? Dies muss kritisch erörtert, neue Zielsetzungen müssen im offenen Diskurs erarbeitet werden, über die richtigen Mittel und Wege muss gemeinsam gerungen werden.
Der Streit um die eigene Stadt, den eigenen Stadtteil, die eigene Straße oder das eigene Haus wird oft isoliert geführt: Not In My Backyard (NIMBY), wie die US-Amerikaner treffend zu sagen pflegen. Eine solche Haltung ist wenig nachhaltig, kann aber auch auf prinzipielle Probleme aufmerksam machen. Notwendig sind vor allem Strategien, die der gesamten Stadt, der gesamten Stadt-Region, in letzter Instanz dem gesamten Planeten zugute kommen. Um diesen Streit erfolgreich führen zu können, bedarf es umfassender Kenntnisse, eines intensiven Austauschs historischer und internationaler Erfahrungen.
Diese Schriftenreihe im Spannungsverhältnis von Städtebau, Architektur und Gesellschaft möchte hierzu einen Beitrag leisten.

Die Herausgeber
Harald Bodenschatz:
Studium der Soziologie, Politikwissenschaft, Psychologie und Volkswirtschaftslehre in München und Berlin. Seit 1972 Lehre an der RWTH Aachen und an der TU Berlin. 1978 Promotion zum Thema „Städtische Bodenreform in Italien. Die Auseinandersetzung um das Bodenrecht und die Bologneser Kommunalplannung“ an der Universität Oldenburg. 1986 Habilitation an der TU Berlin mit der Habilitationsschrift „Platz frei für das neue Berlin! Geschichte der Stadterneuerung seit 1871“. 1995 Berufung zum Professor für Planungs- und Architektursoziologie an der TU Berlin; Gastprofessuren in Rio de Janeiro, Brasilien (1997) und Lima, Peru (2000). Seit 1980 Arbeit als Stadtplaner (Spezialgebiet Erhaltung historischer Stadtkerne), von 2004 - 2009 Sprecher des Schinkel-Zentrums für Architektur, Stadtforschung und Denkmalpflege, seit 2005 Mitglied und seit 2009 Sprecher des Transatlantischen Graduiertenkollegs Berlin - New York „Geschichte und Kultur der Metropolen im 20. Jahrhundert“. Forschungsschwerpunkte: Stadtumbau und Stadterhaltung, Zentrumsplanung in der postindustriellen Gesellschaft, Städtebau im suburbanen Raum, Städtebau und Diktatur.
Barbara Schönig:
Prof. Dr.-Ing. M.A., Literaturwissenschaftlerin und Dipl.-Ing. Stadtplanerin. 2009 Promotion an der TU Berlin, ab 2002 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Berlin (Fachgebiet Planungs- & Architektursoziologie), ab 2009 an der TU Darmstadt (Fachgebiet Raum- und Infrastrukturplanung), ab 12/2009 wissenschaftliche Assistentin an der TU Darmstadt (Fachgebiet Raum- und Infrastrukturplanung); seit 2012 Professorin für Stadtplanung an der Bauhaus Universität Weimar. Forschungsschwerpunkte: Suburbanisierung und Reurbanisierung; Governance und Planung in Metropolregionen; Zivilgesellschaft und Planung; Stadtentwicklung in den USA.

Ansicht:

Die Neubautätigkeit in Leipzig war im vergangenen Jahrzehnt maßgeblich von einem Architekturtypus geprägt, der bis dato keine wirkliche Tradition innerhalb der Inneren Stadt hatte: Das Stadthaus – ein Einfamilienhaus im urbanen Kontext – wurde ab der Jahrtausendwende in Leipzig zu einem ...

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Within the past 40 years, shopping centres have increasingly formed the European cityscape and gained in importance, not only from an architectural and urban planning perspective, but also from an economic and social point of view. Owing to its rising significance, the European shopping centre ...

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Considered to be sub-ordinated and sub-prime to the city, sub-urban areas receive little attention by researchers and designers. However, it´s the rapidly growing areas outside the central cities that pose the biggest questions of the urban millennium: How can the scattered patchwork of urban ...

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What is the role of citizens in urban development decision-making processes? In answer of this globally relevant question, Aline Delatte offers a comprehensive analysis of urban renewal programs in Berlin which aim to strengthen collaborative planning between public authorities and civil ...

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Tourismus verändert die gebaute Welt, in der wir leben. In besonderem Maße gilt dies für den Städtetourismus. Doch dieser Einfluss ist aus Sicht der Architektur und des Städtebaus bislang kaum erforscht. Für Architekten und Planer ist Tourismus zudem ein eher unbeliebtes Aufgabengebiet. ...

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Als die Unité d’habitation Typ Berlin im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 1957 erbaut wurde, stand sie wie kaum ein anderes Bauwerk für den Reformwillen, die Visionen und die städtebaulichen Leitbilder der Nachkriegsmoderne. Le Corbusier erschuf eine "Wohnmaschine", die seinen ...

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Kanada geht regionalplanerisch einen Weg, der nicht mit seinem großen Nachbarn USA und nicht mit Europa zu vergleichen ist. Doch genau in diesem Unterschied zeigt sich Potenzial, das in vielen Punkten auch Vorbild für die Stadtplanung in Deutschland sein kann. In ihrer vorliegenden Studie gibt ...

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