Carmen Sylvas Leben und Werk in Bildern, Selbstzeugnissen und neu erschlossenen Dokumenten

im Roentgen-Museum in Neuwied am 17. Oktober 2019, um 18:30 Uhr

Treffen Sie Silvia Irina Zimmermann auf ihrer Buchpräsentation mit Lichtbildvortrag. Die Autorin liest aus ihrem spannenden Buch „Die Feder in der Hand bin ich eine ganz andre Person" und lädt zu einem regen Austausch ein.

Außerdem sprechen Frau I.D. Isabelle Fürstin zu Wied (Vorwort-Autorin) und Museumsdirektor Bernd Willscheid.

        

          Silvia Irina Zimmermann

          „Die Feder in der Hand bin ich eine ganz andre Person"
          Carmen Sylva (1843 - 1916). Leben und Werk

          „Das Buch ist Carmen Sylva: vielseitig und vielschichtig – und voller Facetten.“

          I.D. Isabelle Fürstin zu Wied (aus dem Vorwort zum Buch)


Aussagen der Königin Elisabeth über ihr Leben und Wirken


Aus der Biografie „Carmen Sylva. Leben und Werk“ von Silvia Irina Zimmermann, Kapitel „Carmen Sylvas
Leben und Werk in Selbstzeugnissen, Zeitdokumenten und Fotografien des Fürstlich Wiedischen Archivs”:

„Mission Rumänien“ – erste Eindrücke am Fürstenhof in Bukarest:

„Es ist recht angenehm für mich, daß hier früher noch kein Hof bestanden hat, daß ich mir also den Meinigen
ganz so einrichten kann, wie es mir nach den gesammelten Erfahrungen am angenehmsten erscheint;
zugleich muß ich aber auch vorsichtig sein, da Alles was ich thue ein praecedenzfall für später ist. Ich wäre
so froh, wenn es mir gelänge, höfischen Anstand zugleich mit möglichst geringer Steifheit einzuführen.“
(Fürstin Elisabeth an den Schwiegervater, Fürst Karl-Anton von Hohenzollern-Sigmaringen, Bukarest, 18.
Dezember 1869)

Schmerzliche Kinderlosigkeit:

„Du Meini! Heute sind es 5 Jahre daß Du in Monrepos ankamst, es war doch sehr schön! […] Was hast Du
wohl damals von mir erwartet? Und was hast Du davon realisiert? Ich habe mehr als ich erwartete, viel, viel
mehr, ich sage es mit dankbarer Seele & das Kind, das wir besessen, betrachte ich als den Beweis, daß die
Vorsehung uns füreinander passend fand & uns sichtbar segnen wollte! O Meini! unser Glück ist nicht gestört;
denn unsre Liebe ist gewachsen! Wenn ein Mann ein Kind bekommt, dann fühlt er erst daß die Frau
seine Frau ist; & wenn eine Frau ihr Kind verliert, dann fühlt sie, daß der Mann, der sie in der Stunde stützt,
ihr Mann ist & so ist ein Strom von Liebe zwischen uns Beiden, der unser Lebensschiff fortträgt durch alle
Erdenqual, zwischen allen Klippen hindurch, über alle Untiefen weg, nicht wahr, lieb Meini?“
(Fürstin Elisabeth an Fürst Carol I, Sinaia, 16. Oktober 1874)

„Die Leiden der letzten Monate sind schon vergessen; denke nicht, daß ich darüber brüte, obgleich ich lügen
müßte, wenn ich sagte, diese Enttäuschung [über den Verlust der Schwangerschaft] sei leicht zu ertragen.
Wer weiß, wozu es gut ist! es wäre zuviel Glück gewesen, Dich als heimkehrenden Sieger zu begrüßen &
zugleich etwas unter dem Herzen zu tragen, zuviel Glück für ein armes Menschenherz, das an Leiden gewöhnt
ist! Wenn ich nur daran denke, wie ich Dich sehe, in Deinen Armen liege, dann ist all mein heutiges
Leid vergessen!“ (Fürstin Elisabeth an Fürst Carol I, Cotroceni, 8. November 1877)

Als Schriftstellerin Carmen Sylva im Dienst des Königs:

„Wenn ich so sehe & höre wie die Andern leben, dann finde ich daß wir es recht schwer gehabt haben. Onkel
Nicolas [Graf von Merenberg] ließ sich gestern viel von mir erzählen, vom Kriege, von der Abtretung
Bessarabiens, von der Donaufrage. Es ist sehr angenehm, mit ihm zu sprechen, weil er so nüchtern & ruhig
bleibt & alle Dinge so einfach auffasst. Ich finde es aber nöthiger wie je, Deine mémorien zu schreiben. Du
könntest vielleicht ein Stück vorarbeiten, damit wir mit Eifer schreiben können, wenn ich wiederkomme. Du
mußt mir auch ein bischen erzählen […].“
(Königin Elisabeth an König Carol I, Segenhaus, 1. Juni 1883)

„Habe ich Dir schon erzählt, daß neulich eine australische Dame in Neuwied war, zum ersten Mal in Europa,
ganz erschüttert, mich zu sehen. Ich sei in Australien so populär!!– […] Die englische Uebersetzung des
Rhapsoden geht zugleich in England & Amerika in Druck. Die französischen Dichter waren in solchem Entzücken,
daß Sully Prudhomme die Thränen über das Gesicht liefen & Leconte de Lisle sagte, es sei eine
neue Aera in der Dichtkunst! Unser kleines, kleines Land! ist das nicht doch schön? Es kommt noch Viel, si
Dieu me prête vie! Ex oriente lux werden wir dann ganz stolz sagen & es auf uns anwenden!
(Königin Elisabeth an König Carol I, Wiesbaden, 17. Oktober 1889)

Das Trauma der Exilzeit:

„Was hat all mein Ernst mir geholfen! Ich bin nur viel schwerer durchs Leben gekommen! Ich wollte einen
geistreichen, künstlerischen Hof haben, ein Ferrara, etwas das weit hinausleuchten sollte in die höchste Civilisation
hinein. Wahrscheinlich war der Boden auf dem ich das pflanzen wollte, noch nicht reif dafür, & die
tanzenden Füße passen besser als die Denkerstirnen! – Wer kann sagen warum die Dinge so gehen wie sie
gehen! Es ist gewiß nicht wahr daß man seines Schicksals Schmied ist! Man ist seines Schicksals Spielzeug
& Willensfreiheit ist ein leerer Begriff. Man wird für einige Zeit an einer Stelle benutzt, weil man dafür
passt, & in der Stunde wo man verbraucht ist, wird man einfach weggestellt.“
(Königin Elisabeth an König Carol I, Segenhaus, 10. März 1894)

Über die Lage der rumänischen Bauern:

„Ich hatte gestern unsern Hauptstatistiker lange in Audienz, der sagte, dass viermalhunderttausend Bauern
ohne Grund und Boden seien, das ist wohl die allerschlimmste Nachricht, dafür aber wieder die gute, dass
sich jetzt Bauern zusammengethan haben, um grosse Güter zu pachten. Es giebt nämlich fünftausend Pächter
im Lande!! Was das bedeutet, brauche ich wohl nicht zu erklären, und endlich sehen es die Grundbesitzer
ein und fangen an, wieder selbst zu wirthschaften, wenn es auch weniger einbringt. Aber sie sehen, dass
Boden und Bauern ruinirt werden. Ich war die reine Cassandra schon lange. Ich schrie gegen die ungeheuren
Pachterhöhungen, gegen das Abhauen der Wälder, und nun, da sie selbst es einsehen, ist es eigentlich schon
zu spät! Es war schade, dass Carl von Bewirthschaften so gar nichts wusste und manche Gefahren dadurch
nicht sah, die mir klar vor Augen standen. Nun suche ich nach Abhülfe mit aller meiner Energie, da es früher
doch ganz umsonst gewesen wäre und die Leute mir nicht glaubten.“ (Königin Elisabeth an den Bruder,
Fürst Wilhelm zu Wied, Bukarest, 30. Januar 1905)

„Hier droht Hungersnot und Revolution. Wenn man den Bauern gut tut, kommt Revolution von oben, wenn
man den Grundbesitzern hilft, Revolution von den Bauern. Wir waren vielleicht noch nie in so schwieriger
Lage, und Stourdza ist alt, und die Leute verlassen sich nicht mehr einer auf den anderen, sondern bekämpfen
sich gegenseitig mit allen Mitteln.“
(Königin Elisabeth an Sophie zu Wied, Bukarest, 8. Januar 1908)

Heimat Rumänien:

„Ach der Rhein, der Rhein! Man sehnt sich eben nach ihm, solang man lebt, und doch würde ich jetzt nach
Rumänien Heimweh haben, wenn ich es verlassen müsste. Nach seiner Sonne, seinen Ochsenwagen, seiner
Sprache, seiner orientalischen Gluth, nach den Menschen, deren Leben ich nun dreissig Jahre theile.“
(Königin Elisabeth an Sophie zu Wied, Bukarest, 18. März 1900)

Sprache und Mentalität des neuen Landes:

„Wir können die Mentalität eines fremden Volkes nicht gleich erfassen und können darum nicht gleich die
Sprache reden, die es versteht und die ihm lieb ist. Vielleicht machen wir gerade falsch, was wir gut machen
würden an einem anderen Orte. Ich habe das reichlich hier erfahren, bis ich die hiesige Mentalität verstand…
Es ist nicht genug, die Sprache zu können, man muss auch so denken können, wie sie. Hier dachte
die Gesellschaft französisch; das war schon schwer genug, da ich gar nicht französisch dachte, und das Volk
rumänisch, was ein himmelweiter Unterschied war.– Aber endlich habe ich’s doch gelernt und weiß nun
ungefähr, wie Sachen auf sie wirken werden.“
(Königin Elisabeth an Prinzessin Sophie zu Wied, Sinaia, 31. Juli 1914)