Die Überlegenheit japanischer Produktions- und Arbeitsmethoden offenbarte sich weit über die wissenschaftliche Diskussion hinaus spätestens mit der bahnbrechenden Automobilstudie des MIT. In zahlreichen Branchen avancierten Fragen der Arbeitsorganisation zum zentralen Baustein moderner Reorganisationsprozesse, welche die gängigen Gruppenarbeitskonzepte in ein funktionales Instrument zur Steigerung der Produktivität transformierten. Thomas Wagner vergleicht die neuen Formen der Arbeitsorganisation in der Automobilindustrie der Bundesrepublik Deutschland und der USA in quantitativer und qualitativer Hinsicht. In beiden Ländern spielt die Automobilbranche zwar eine gleichermaßen herausragende Rolle, doch sowohl die Konzepte zur Arbeitsorganisation als auch die damit verbundenen Systeme der industriellen Beziehungen weichen stark voneinander ab. Hier setzt Thomas Wagners Analyse an: Er untersucht die Wechselwirkungen zwischen den manifesten Arbeitsstrukturen und den unterschiedlichen Dimensionen der Partizipation. Es entsteht ein Netzwerk zwischen den neuen Formen der Arbeitsorganisation, der Mikroebene der Partizipation auf dem Shopfloor und der Makroebene der Partizipation auf der betrieblichen Ebene, dessen Interdependenzen die Länderunterschiede erklären können. Im ersten Schritt baut Thomas Wagner ein theoretisches Grundgerüst aus den unterschiedlichen Ansätzen zur Arbeitsorganisation und Theorien der industriellen Beziehungen, in welches die empirischen Ergebnisse später eingeordnet werden. Danach erfolgt ein Vergleich der Grundzüge der industriellen Beziehungen und der ökonomische Situation der Automobilindustrie in den beiden Untersuchungsländern, dem sich eine Analyse der Details der Arbeitsorganisation anschließt. Die folgende qualitative Betrachtung auf der Mikroebene der Partizipation gliedert sich in sechs Teile: Produktionsorganisation, Autonomiespielräume, Arbeitsstrukturierung, Qualifikation und Qualifizierung, Humanisierung und Perzeption der Arbeitnehmer. Es zeigt sich, daß bis auf wenige punktuelle Ausnahmen die US-Branche strukturkonservative Modelle nach dem japanischen Vorbild implementierte, während in Deutschland weitaus häufiger strukturinnovative Formen der Arbeitsorganisation mit soziotechnischen Elementen anzutreffen sind. Erklärungen für die arbeitsorganisatorischen Unterschiede sind auf der Makroebene der Partizipation zu finden. In beiden Ländern bestehen starke Interdependenzen zwischen der Arbeitsorganisation und dem System der betrieblichen Mitbestimmung, welche im dritten Analyseblock diskutiert werden. Der vierte Analyseteil des Buches widmet sich schlußendlich dem Vergleich der Automobilwerke GM-Saturn und Mercedes-Benz Rastatt, welche in beiden Ländern zwar als Vorreiter moderner Formen der Arbeitsorganisation gelten, doch unterschiedlich stark vom Durchschnitt der jeweiligen nationalen Branche abweichen. Die Gesamtbewertung zeigt signifikante Unterschiede in den Branchen beider Untersuchungsländer, die trotz der offensichtlichen Tendenzen einer Retaylorisierung der Arbeitsstrukturen auch zukünftig keine Struktur- und Systemkonvergenz erwarten lassen.
Lieferzeit
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Seitenzahl |
220
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Erscheinungsdatum |
01.01.1998
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Sprache |
Deutsch
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Typ |
Hardcover
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Illustrationen |
11 Abb., 9 Tab.
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Format |
30,3 cm x 21,5 cm
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ISBN
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978-3-932602-19-1
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Gewicht
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609 g
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