Den Auftakt der Großen (innersozialistischen) Debatte (über die Oktoberrevolution) bildete ein Aufsatz Karl Kautskys, der eine Woche nach dem Umsturz in Russland, am 15. November, in der Leipziger Volkszeitung erschien. Kautsky argumentierte hier orthodox-marxistisch, dass die Etablierung einer Diktatur des Proletariats in einem Bauernland unzeitgemäß sei und dieser extreme Widerspruch Produktionseinstellungen, den Zerfall des Staatsapparats und separatistische Tendenzen zur Folge haben werde. Clara Zetkin widersprach zwei Wochen später dieser Einschätzung leidenschaftlich … und erklärte: „Die Dinge und Menschen sind reif zur Revolution, wenn breite Volksschichten bestimmte Zustände als unerträglich empfinden.“ Nach noch einmal zwei Wochen meldete sich Alexander Stein zu Wort, ein ehemaliger Menschewik aus Riga … Er verfügte über aktuelle Informationen aus russisch-menschewistischen Quellen, die nichts Gutes verhießen. Die sogenannte Diktatur des Proletariats sei nichts anderes als die Diktatur einer einzigen Partei, der Bolschewiki … Alle Andersdenkenden seien massiven Verfolgungen ausgesetzt, Razzien, Zeitungsverbote und willkürliche Verhaftungen an der Tagesordnung. Auch drohten die Bolschewiki damit, die Verfassungsgebende Versammlung aufzulösen, wenn das Wahlergebnis nicht ihren Wünschen entspreche. Das waren eher unerwünschte Nachrichten, die von vielen deutschen Sympathisanten der Oktoberrevolution mit Redensarten wie etwa „Revolutionen werden nicht mit Samthandschuhen gemacht“ abgetan wurden. Die Stellungnahmen Kautskys, Zetkins und Steins markierten bereits die Grundpositionen des sich entfaltenden innersozialistischen Streits über die bolschewistische Machtergreifung.
(Aus dem Beitrag von Jürgen Zarusky)
Gunter Dehnert
Prof. Dr. Leonid Luks, geb. 1947 in Sverdlovsk (heute Ekaterinburg). Studierte Slavische Philologie, Osteuropäische Geschichte und Neuere Geschichte in Jerusalem und München. 1973 Promotion und 1981 Habilitation an der LMU München. Danach als Hochschullehrer tätig an den Universitäten München, Bremen und Köln. 1995-2012 Inhaber des Lehrstuhls für Mittel- und Osteuropäische Zeitgeschichte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Seit 2011 Direktor des Zentralinstituts für Mittel- und Osteuropastudien (ZIMOS) an der KU Eichstätt-Ingolstadt. Geschäftsführender Herausgeber der Zeitschrift „Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte“.
Nikolaus Lobkowicz
Leonid Luks
Prof. Dr. Leonid Luks, geb. 1947 in Sverdlovsk (heute Ekaterinburg), studierte Slavische Philologie, Osteuropäische Geschichte und Neuere Geschichte in Jerusalem und in München. 1973 Promotion, 1981 Habilitation an der LMU München. Danach als Hochschullehrer an den Universitäten München, Bremen und Köln tätig. 1995–2012 Inhaber des Lehrstuhls für Mittel- und Osteuropäische Zeitgeschichte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. 2011–2015 Direktor des Zentralinstituts für Mittel- und Osteuropastudien an der KU Eichstätt-Ingolstadt. Geschäftsführender Herausgeber der Zeitschriften Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte und Форум новейшей восточноевропейской истории и культуры. Autor zahlreicher Fachbücher und Aufsätze.
Alexei Rybakow
Andreas Umland
Andreas Umland, M.Phil. (Oxford), Dr.Phil. (FU Berlin), Ph.D. (Cambridge), Research Fellow at the Swedish Institute of International Affairs in Stockholm, Senior Expert at the Ukrainian Institute for the Future in Kyiv, and Associate Professor at the National University of Kyiv-Mohyla Academy.
ORCID: 0000-0001-7916-4646
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herausgegeben von | Gunter Dehnert, Nikolaus Lobkowicz, Leonid Luks, Alexei Rybakow, Andreas Umland |
Seitenzahl |
160
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Erscheinungsdatum |
02.07.2018
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Format |
210,0 mm x 148,0 mm
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Typ |
Paperback
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Sprache |
Deutsch
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Reihe |
Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte
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ISBN
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978-3-8382-1849-6
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Gewicht
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200 g
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